Tuberkulose – Gegenstand der Forschung und der Kunst

Friedrichsdorf, 16. März 2015: „Tuberkulose? Das ist doch heute kein Problem mehr“, mag sich mancher denken. Doch weit gefehlt. Auch heute sterben jedes Jahr weltweit noch über 900.000 Menschen an Tbc. Zwar geschieht dies überwiegend in Ländern der dritten Welt oder in den ehemaligen sowjetischen innerasiatischen Staaten wie Tadschikistan, doch auch in den Industrieländern ist die Erkrankungsrate gestiegen – auch durch die Zunahme von Resistenzen gegen die gängigen Tuberkulostatika wie Rifampicin und Isoniazid.


Um die Erinnerung an die Tuberkulose in der Öffentlichkeit wachzuhalten, hat die WHO (Weltgesundheitsorganisation) den 24. März als Welttuberkulosetag erklärt. Das Datum wurde gewählt weil am 24. März 1882 Robert Koch in Berlin die Entdeckung des Tuberkulose-Bakteriums bekannt gab – und damit den Startschuss für die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten. 
Zu dieser Zeit war die Tuberkulose in Europa und Amerika derart verbreitet, dass jeder siebte daran starb – vor allem arme, unterernährte und somit immungeschwächte Menschen.



Allerdings ist die Tuberkulose keine Erkrankung des 19. Jahrhunderts und sie ist nicht allein auf die Lunge beschränkt. Schon an 500.000 Jahre alten fossilen Knochenfunden aus der Türkei und auch an ägyptischen Mumien finden sich Spuren von Knochentuberkulose. Im 5. Jahrhundert v. Chr. prägte Hippokrates den Begriff der Schwindsucht (Phthisis) und aus dem mittelalterlichen Byzanz sind Krankengeschichten von tuberkulosekranken Mitgliedern des Kaiserhauses erhalten. Ab dem 17. Jahrhundert nahmen die Erkrankungsfälle zu – vermutlich durch die immer engeren Wohnverhältnisse und schlechteren hygienischen Bedingungen in den Städten.


Mit dem Beginn der Aufklärung suchte man auch verstärkt nach den Ursachen. Im 18. Jahrhundert setzte sich mehr und mehr die Ansicht durch, dass es sich bei der Schwindsucht um eine erbliche Erkrankung handelte – natürlich war das Risiko der Ansteckung innerhalb der Familien und damit die Erkrankungsrate groß. Die infektiöse Genese, die bereits 1720 von dem Engländer Benjamin Martens vermutet wurde, wurde nur einem kleine Kreis bekannt. Erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts nahm man wahr, dass die Tuberkulose (den Begriff prägte Johann Lukas Schönlein) ansteckend war.

Mit Beginn der industriellen Revolution - und der damit einhergehenden Zunahme der armen Arbeiter in den Städten - stieg die Zahl der Tuberkulosekranken. In der Altersgruppe der 15- bis 40-Jährigen war um 1880 jeder zweite Todesfall in Deutschland auf diese Krankheit zurückzuführen.



Die allgegenwärtige Erkrankung fand auch ihren Niederschlag in der Kunst. Nicht nur viele Künstler erlagen der Lungenschwindsucht wie Friedrich Schiller oder Franz Kafka, sondern auch in ihren Werken verarbeiteten Schriftsteller und Musiker das Leid der Krankheit. Am bekanntesten sind die Opernheldinnen Violetta und Mimi aus „La Traviata“ von Verdi und „La Boheme“ von Puccini, die beide an Tbc sterben. Auch später war die Schwindsucht literarisches Thema: In „Der Zauberberg“ schildert Thomas Mann eindringlich die Beziehung der Patienten in einer Lungenklinik in Davos. 



Heutzutage ist die Tuberkulose aus dem Fokus der Forscher gerückt. Obwohl es dringend notwendig wäre, neue Antibiotika gegen das Mykobacterium tuberculosis zu entwickeln. Denn Resistenzen gegen die Tuberkulostatika nehmen immer mehr zu. Umso erfreulicher ist es, dass es eine Non-Profit-Organisation gibt, die sich dem Kampf gegen Tuberlukose verschrieben hat: Die TB Alliance. Finanziert wird diese von verschiedene Sponsoren wie der Bill und Melinda Gates Stiftung und der Europäischen Kommission. Pünktlich zum Welttuberkulosetag meldet die TB Alliance, dass jetzt ein neues Antibotikum aus der Nitromidazol-Klasse TB 354 erstmals am Menschen getestet werden kann (Phase-1-Studie hat begonnen).

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Röntgenbild der Lunge mit einer markierten Kaverne. Durch die Entzündung schmilzt das Gewebe ein, ein Hohlraum - die Kaverne - entsteht.Bildquelle: de.wikipedia.org/wiki/Tuberkulose